„Kampf ums Öl“ Teil 5 – Hakim al-Balawi

„Al-Balawi“, sagte ich und Kazmarow nickte. Hakim al-Balawi war der Führer der IF, der Islamistischen Front, einer radikalen Organisation die in den vergangenen zwei Jahren zahlreiche Ölquellen in besetzten Gebieten erobert und ausgebeutet hat. Was am Anfang noch ein lohnendes Geschäft und für den Fortbestand des IF elementar wichtig war, spülte im Laufe der Zeit immer weniger in ihre Kassen, bis die Geldquelle schließlich ganz zu versiegen drohte.
Die Gründe hiefür konnte man an drei Fingern abzählen:
1. Die USA produzierte genug Öl für den eigenen Markt und hatten keine Notwendigkeit, Öl zu importieren.
2. Die zunehmende Kontrolle der Herkunft machte den Export des illegalen Öls in deutlich teurer, da die Schmiergeldzahlungen und Transportkosten zunahmen.
3. Und schließlich produzierten die OPEC Staaten immer mehr Öl, wodurch der Preis immer weiter in den Keller fiel und keine Geld mehr mit illegalem Öl zu verdienen war.
Es sprach also einiges für Kazmarows Theorie, denn durch die Attentate hatten sich alle Punkte erledigt:
Die USA konnten sich nicht mehr ausschließlich selbst versorgen und waren auf den Import von Öl angewiesen, wodurch der Preis pro Barrel wieder stieg und der IF wieder profitabel Öl fördern und verkaufen konnte.
Allerdings hatte die Theorie auch einen ganz entscheidenden Haken und der war auch meinem Chef nicht entgangen. Mit hochgezogenen Brauen warf er Kazmarow einen skeptischen Blick zu. „Profitieren tut die IF auf jeden Fall. Aber niemals können die so ein Ding alleine durchziehen. Nicht ohne Hilfe und schon gar nicht in Amerika. Viellelicht haben sie gerade noch die finanziellen Mittel, so eine Operation zu finanzieren, aber sicher nicht die richtigen Leute, das auch umzusetzen.“
Kazmarow rollte mit den Augen als wäre es eine Beleidigung, ihn so in Frage zu stellen. Und ohne ein weiteres Wort verband er seinen Rechner über einen Air-Link mit dem Achtzig-Zoll-Monitor, der an der Stirmseite des Besprechungstisches hing. Langsam baute sich ein Bild auf, das den Chat-Verlauf zwischen al-Balawi und einem seiner Zwischenhändler zeigte.
Kazmarow sah uns an. „Diese Unterhaltung ist echt, daran besteht kein Zweifel. Balawi geht hier auf Fakten ein, die weder in der Presse standen, noch ihm sonstwie bekannt sein dürften. Er brüstet sich mit den Anschlägen und verspricht seinem Mittelsmann, dass Öl und Geld bald wieder sprudeln werden. Ich habe die Einzelheite mit den Amis gecheckt und sie bestätigen die Authenzitiät des Chats.“
Ich überflog den Text und musste Kazmarow zustimmen.
„Ok“, sagte mein Chef. „Gehen wir für den Moment davon aus, dass der IF seine Finger mit im Spiel hat. Aber ich bleibe dabei. Al-Balawi und seine Truppe müssen Hilfe gehabt haben. In den USA. Und wer immer ihn unterstützt hat, läuft noch frei herum. Wir müssen wissen, wer dahinter steckt. Und zwar schnell.“
Mein Chef sah Kazmarow erwartungsvoll an, so als könne er ihm auch diese Antwort liefern. Der zuckte allerdings nur mit den Schultern und sagte: „Chef, ich bin nur Analyst. Ich analysiere Daten, die ich habe. Wenn ich keine Daten habe, kann ich auch nichts analysieren. Für das Beschaffen weiterer Informationen sind andere zuständig.“
Mein Chef nickte und Kazmarow stimmte in das Nicken ein. Und dann sahen beide zu mir.
Hier gibt’s die übrigen Teile der Fortsetzungsgeschichte „Kampf ums Öl“:
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